4.1
Der elektronische Informationsmarkt
Wie Rainer Kuhlen
bemerkt, entstanden
in der Bundesrepublik als Folge des IuD-Programms (1970-74) große
Fachinformationseinrichtungen (FIZ Karlsruhe, FIZ Technik, DIMDI), die
sich als Datenbasisproduzenten und/oder Datenbankenanbieter
entwickelten.
Die Tendenz geht heute allerdings dahin, die Datenbasisproduktion in
die
Wirtschaft zu verlagern (Kuhlen 1995, 370).
Bis zu Beginn
der 90er Jahre
war der elektronische Fachinformationsmarkt durch große
Datenbankanbieter
(Hosts) organisiert. Diese sind auch nach dem Aufkommen des
Internet
eine wichtige Quelle von qualitativ hochwertigen Fachinformationen in
Form
von Fachdatenbanken. Führende Datenbankanbieter sind weiterhin
DIALOG
und STN International. Eine klassische Darstellung des
Online-Informationsmarktes
zu Beginn der 90er Jahre mit noch weitgehend gültiger Darstellung
von Suchmethoden bieten (Henzler 1992 und Keitz/Keitz/Gerlach 1993)
Datenbasen bzw.
Datenbanken
– der Ausdruck Datenbanken hat sich im Deutschen für die
online-verfügbaren
Datenbasen eingebürgert – lassen sich wie folgt unterscheiden:
- Referenz-DB:
weisen
auf eine Quelle hin (Dokument, Institution, Person)(bibliographische
Datenbasen,
Nachweis-Datenbasen)
- Quellen-DB:
enthalten
die Originaldaten, z.B. den Volltext eines Dokuments
(Hügel
1990)
4.1.1
Die Institutionen des
Informationsmarktes
Für Kuhlen
ist das Prinzip
der Öffentlichkeit für den Informationsmarkt konstitutiv, in
Abgrenzung zur innerorganisationellen bzw. privaten Nutzung von
Information
und Wissen. Die Institutionen des Informationsmarktes lassen
sich
folgendermaßen darstellen (Kuhlen 1996, 98ff):
1.
Institutionen der Produktion
von Wissen und Wissensobjekten (vorwiegend auf der Grundlage
öffentlicher
Finanzierung): Hochschul- und Forschungseinrichtungen, private
Organisationen
2.
Institutionen
der Speicherung
von Wissensobjekten: alle Arten von öffentlich zugänglichen
Bibliotheken
3.
Institutionen
der Verteilung
von Wissensobjekten: wie (traditionell) Verlage und Bibliotheken sowie
die neuen elektronischen Mittler.
4.
Institutionen
zur Durchführung
von Informationsarbeit: wie Datenbasenersteller, sowie alle
Institutionen,
die für andere Institutionen Informationsarbeit leisten (z.B.
klassische
Bibliotheken, digitale Bibliotheken, Portale)
5.
Institutionen
des Angebots
für primäre Informationsprodukte: Produzenten von
Handbüchern,
Bibliographien und Referateorganen (in elektronischer Form)
6.
Institutionen
der Vermittlung
von Information: klassische Anbieter elektronischer Datenbanken (Hosts)
(Online- und CD-ROM Produkte)
7.
Institutionen
der Multimedia-Industrie
8.
Institutionen
der Wissensindustrie:
Herstellung von wissensbasierten Komponenten (z.B. Expertensystemen)
9.
Institutionen
für
Basis- und Mehrwertdienste elektronischer Kommunikationsnetze: in
Zusammenhang
mit Internet-Diensten (Beispiel: CompuServe)
10.
Institutionen
zur Produktion
und Verteilung elektronischer Informationsbanken
4.1.2
Informationsarbeit
Grundlage der
Informationswirtschaft
ist die Informationsarbeit, durch diese wird Wissen
bereitgestellt,
"das nicht vorhanden ist, das aber aktuell erforderlich ist, um handeln
zu können. Informationsarbeit greift auf das Wissen anderer
zurück.
Das geschieht in der unmittelbaren Interaktion direkt oder über
ein
Medium vermittelt, durch das Wissen repräsentiert und damit
für
die Zukunft verfügbar gemacht wurde. Dieser externe Bezug auf
repräsentiertes
Wissen anderer ist für Informationsarbeit konstitutiv. Sich
erinnern,
aus eigener Kraft neues Wissen schaffen, ist höchstens noch als
Grenzfall
von Informationsarbeit anzusehen." (Kuhlen 1999, 151)
Kuhlen
unterscheidet zwei
Arten von Informationsarbeit, nämlich
1. Redaptive
Informationsarbeit:
Das Kunstwort "redaptiv" setzt sich aus 'rezeptiv' und 'adaptiv'
zusammen
und weist somit darauf hin, dass Information nicht nur passiv
rezipiert,
sondern den aktuellen Situationen angepaßt wird. Diese
Tätigkeit
setzt voraus:
- dass man
sich
der eigenen Informationsdefizite bewußt wird,
- dass man
das Informationsproblem
artikulieren kann. Belkin et al. nannten den Zustand, dass man nur
undeutlich
sagen kann, welche Information man braucht, "anomalous state of
knowledge"
(ASK). Eine Frage nicht genau artikulieren zu können, stellt als
ein
nicht einfach zu lösendes Problem dar, vor allem, wenn das
Gegenüber
eine Suchmaschine ist. Dazu Kuhlen pointiert: "der Mensch kann es noch
nicht exakt, die Maschine nicht vage." (Kuhlen 1999, 156),
- dass man
ein
Wissen über Metainformationen besitzt, so z.B. die
Kenntnis
über eine Suchmaschine
oder über eine Bibliothek,
- dass man
die
potentielle
Relevanz der Ressourcen einzuschätzen weiß,
- dass man
über die
entsprechenden finanziellen Mittel und der Kompetenz bei der
Nutzung
der technischen Ressourcen verfügt.
- und
schließlich,
dass man die erarbeiteten Informationen in ihrer Relevanz und
in
ihrem Wahrheitswert richtig einschätzen wird.
2. Konstruktive
Informationsarbeit:
diese ist Voraussetzung dafür, "daß Information von
denjenigen,
die sie brauchen, auch tatsächlich wahrgenommen und genutzt werden
kann." (Kuhlen 1999, 158). Konstruktive Informationsarbeit muß
folgende
Probleme berücksichtigen:
- Rekonstruktion,
Produktion:
Der Rezipient von Information aus externen Wissensressourcen muß
in der Lage sein, den Weg der Informationsarbeit nachzuvollziehen. Das
gilt für die Methoden der Inhaltserschließung und
Wissensrepräsentation
wie für klassische Produkte wie Bibliographien oder
Forschungsberichte.
Informationsarbeit bedeutet, so Kuhlen, eine "Vorarbeit" zu leisten,
deren
potentiellen Mehrwert sich bei der Nutzung einlösen sollte. So
stellen
ein Kurzreferat oder die Indexierung eines Dokuments einen potentiellen
Mehrwert für den Suchenden dar. In diesem Sinne läßt
sich
auch, in einer anderen Terminologie sagen, dass Informationsarbeit
wesentlich
mit der Schaffung von (verobjektivierten) Vorverständnissen
besteht.
Der potentielle Mehrwert von Informationen besteht dann im
tatsächlichen
Interpretationsprozeß, d.h. in der Anwendung des potentiellen
Wissen
auf die jeweilige Situation.
- Distribution:
Das
produzierte, rekonstruierte Wissen und als Produkt umgesetzt Wissen
muß
auf Informationsmärkten ausgetauscht werden. Moderne Gesellschaft
sind durch die Entwicklung von allgemeinen Distributionsformen des
Wissens
bestimmt.
- Organisation:
Die
Verteilung von Informationsprodukten verlangt nach entsprechenden
betriebswirtschaftlichen
Organisationsformen bis hin zur Markforschung.
- Vermittlung,
Aufbereitung,
Präsentation: Hierzu zählen heute vor allem Fragen des
Webdesign,
der Entwicklung von Suchmaschinen und Navigationsverfahren.
4.2 Fachinformation im
Internet
(exemplarisch)
Zur
Entstehung der
elektronischen
Fachinformationsmärkte und zu ihrer heutigen Struktur schreibt
Kuhlen:
"In
den 60er und
70er Jahren dieses Jahrhunderts hat sich in fortschreitender
Loslösung
von den bisherigen Gebieten des Archiv- und Bibliothekswesens ein
Gebiet
der Fachinformation entwickelt, das speziell darauf zugeschnitten war,
die konkreten, in speziellen Problemsituationen auftretenden
Informationsbedürfnisse
in professionellen Situation von Wissenschaft, Wirtschaft,
Verwaltung/Politik
und anderen gesellschaftlichen Bereichen wie den Medien zu befriedigen.
(...) In Deutschland speziell hat sich durch intensive staatliche
Förderprogramme
seit 1974, ursprünglich geplant mit 16-20 zentralen
Fachinformationseinrichtungen,
das Fachinformationsgebiet entwickelt, das sich, in Erweiterung der
Aufgaben
der Bibliotheken und Verlage, die Aufgabe gestellt hatte, das
nationale,
in Prinzip aber auch weltweit vorhandene Wissen aus den vielen
Einzeldisziplinen
der Wissenschaft und Technik aufzubereiten und effizient der aktuellen
Nutzung zuzuführen. Zusammen mit den Anstrengungen anderer
Länder,
hier vor allem der angelsächsischen Länder, kann das
Generationenziel
der Online-Verfügbarkeit des Wissens der Welt nach knapp
20
Jahren als so gut wie erreicht angesehen werden. Es gibt kein Gebiet
des
Wissens mehr, das nicht mehr oder weniger vollständig in den gut
8000 Online-Datenbanken der Welt mit einigen Milliarden
Einträgen
(Datensätzen, bibliographischen Einheiten, abstrakt:
informationellen
Objekten) repräsentiert wäre.
Trotz dieser
beeindruckenden
Angebotspalette sind die Märkte der alten Online-Systeme
nie
zu wirklichen Publikumsmärkten geworden. Das deutet sich erst
heute
mit dem Paradigma der Endnutzerorientierung an. Die Nutzer von
Information
im Zeitalter des Internet sollten ihre Informationsgeschäfte
selber
in ihrer Hände nehmen können. Der Trend zu Endnutzersystemen
auch auf dem Gebiet der Fachkommunikation ist nicht mehr umkehrbar.
(...)
Nutzern, die inzwischen gewohnt sind, Recherchen im Internet ohne
weitere
Gebühren durchzuführen, ist ohne explizite
Marketingmaßnahmen
und entsprechende Mehrwertleistungen schwer zu vermitteln, daß
eine
Recherche in Fachinformationseinrichtungen gebührenpflichtig sein
soll, wenn sie, oberflächlich gesehen, nach denselben Mechanismus
und sogar benutzerfreundlicher abläuft. Daß die Information
aus Fachinformationseinrichtungen weitaus qualitätshaltiger ist,
da
ihre Bereitstellung auf methodisch abgesicherter konstruktiver
Informationsarbeit
beruht, wird nicht ohne weiteres honoriert. Benutzer, das ist
gesichertes
Ergebnis der Informationswissenschaft, neigen dazu, die Information
aufzunehmen,
zu der man leichten Zugang hat. Bessere Information wird eher
vernachlässigt,
wenn der Aufwand, sie zu erwerben, größer ist als der
für
die qualitativ niedrigere." (Kuhlen 1999, 167-168)
Siehe
dazu:
Vgl. W.
Bredemeier: Was ist
die deutsche Informationspolitik wert? In: Password 12/2002, 4-9.
4.2.1
Angebot von Fachinformation
durch Fachinformationsanbieter (exemplarisch)
W.
Bredemeier,
Mechtild Stock,
Wolfgang G. Stock: Gegenwart und Zukunft der Online-Hosts in
Deutschland:
Ein Projektplan. In. Password 01/2003, 24-29.
Sonja
Kempa:
Qualität
von Online-Fachinformation. In: Passwort 01/2003, 34-35.
4.2.1.1
Deutschland: Wirtschaftsinformation
E.
Poetzsch:
Wirtschaftsinformation.
Online, CD-ROM, Internet. Potsdam 2001
Stock, W:
Anwendungsbeispiele
Online-gestützter Betriebswirtschaft. In: W. Pepels, Hg.:
E-Business-Anwendungen
in der Betriebswirtschaft. Herne/Berlin: Verlag Neue Wirtschafts-Briefe
2002, S. 198-315.
A. Weigand:
Wirtschaftsdatenbanken.
In: Buder et al.: Grundlagen der praktischen Information und
Dokumentation.
Bd. 1, S. 318-326.
Fachinformation
Wirtschaftswissenschaften (Univ. Frankfurt/Oder)
Zentralbibliothek
für Wirtschaftswissenschaften (ZBW)
GENIOS
"1985:
Gründung der GENIOS Wirtschaftsdatenbanken als Initiative der
Verlagsgruppe
Handelsblatt GmbH, Düsseldorf.
Heute
sind wir größter Online-Anbieter deutschsprachiger
Wirtschafts-
und Presseinformationen. Für 15.000 Kunden aus allen
Wirtschaftsbereichen
bieten wir den
Zugang
zu mehr als 500 Online-Datenbanken,
Zugriff
auf ca. 60 Millionen Artikeln auf 200 Millionen Seiten.
Quellen
sind vor allem Tages-, Wirtschafts- und Fachpresse sowie
Nachrichtenagenturen
und Firmenprofile. Wir sind Vertragspartner von rund 170
Verlagshäusern
mit Schwerpunkt Deutschland, Österreich sowie Schweiz und
kooperieren
mit APA Austria Presse Agentur, Wien, und SDA Schweizerische Depeschen
Agentur, Bern.
Für
effizientes Informationsmanagement setzen wir auf technische Kompetenz.
In unserem ProduktionsCenter in Düsseldorf realisieren und
betreuen
wir digitale Produkte:
Recherche-Datenbanken
Faksimile-
und Grafikdatenbanken
PDF-Dokumente
für optimierten Grafik-Qualitätsstandard
CD-ROM-Archive
für Zeitschriftenjahrgänge
Seit
Jahren bietet GENIOS auch Mehrwertdienste in Form von Internet- und
Intranet-Applikationen
an. Zunehmend nachgefragt werden unsere Consulting-Leistungen.
Dies
alles unterstreicht unseren Anspruch, leistungsfähiger Partner
für
effizientes Informationsmanagement zu sein.
Unsere
Fullservice-Dienstleistungen auf einen Blick:
Individualisierte
Informationsdienste mit erweiterten Nutzungsrechten für Intranets
in Banken und Unternehmen
Firmenportale
Online-Monitoring
Beratung
für Verlage im Bereich Elektronisches Publizieren
Online-Pressedokumentation
Brancheninformationssysteme
Lizenzierung
von Presseberichten (Syndication)"
GENIOS
Wirtschaftsdatenbanken
Gärtnerweg
4-8
60322
Frankfurt am Main
Fax:
+49 (0)69 596 34 34
E-Mail:
info@genios.de
GBI
GBI
ist der
deutsche Host
für Wirtschaft, Presse, Management
GBI ist der
Produzent der
CD-ROM Edition WISO mit WISO I, II, III WISO-Bank, WISO-WAO und der
CD-ROM
BONMOT
GBI ist der
Betreiber des
WISO-NET mit ca. 900.000 Studenten
GBI
verschickt im
Push-Dienst
1.200 up-to-dates mit ca. 50.000 Dokumenten täglich
Informationsangebot
mehr als 160
Datenbanken
mehr als 10
Mio.
Unternehmensdaten
mehr als 10
Tageszeitungen
mehr als 3
Mio.
Literaturhinweise
mehr als 80
Fachzeitschriften
mehr als
50.000
Marktstudien
mehr als 1
Terabyte Daten
mehr als
20.000
BONMOTs
mehr als 4
Mio.
Personeninformationen
Auswertung
von
mehr als
6.000 Zeitschriften
4.2.1.2
Deutschland: Naturwissenschaften
und Technik, Geisteswissenschaften
FIZ
Karlsruhe / STN International
"Das
FIZ
Karlsruhe ist eine gemeinnützige Gesellschaft für
wissenschaftlich-technische
Information mit dem Auftrag, Fachinformation und darauf basierende
Dienstleistungen
für Forschung, Entwicklung, Lehre und deren Anwendungsbereiche in
Industrie, Wirtschaft und Verwaltung bereitzustellen.
Das
FIZ Karlsruhe ist Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried
Wilhelm
Leibniz (WGL). In der WGL haben sich über 80
außeruniversitäre
Forschungs- und Serviceeinrichtungen aus verschiedenen
Wissenschaftsbereichen
zusammengeschlossen, die gemeinsam von Bund und Ländern
gefördert
werden.
FIZ
Karlsruhe betreibt das europäische Servicezentrum STN
International
"The Scientific & Technical Information Network", dem
Online-Service
für wissenschaftlich-technische Datenbanken mit mehr als 200
Datenbanken
aus allen Fachgebieten von Wissenschaft und Technik. STN International
wird gemeinsam vom Fachinformations zentrum Karlsruhe, dem Chemical
Abstracts
Service (CAS) in Columbus, OH, USA und der Japan Science and Technology
Corporation (JST), in Tokio betrieben.
Aufgabenschwerpunkte:
Als
weltweit agierende wissenschaftliche Serviceeinrichtung produziert und
vermarktet das Fachinformationszentrum (FIZ) Karlsruhe
wissenschaftliche
und technische Informationsdienste in gedruckter oder elektronischer
Form.
In Zusammenarbeit mit Institutionen aus dem In- und Ausland baut das
FIZ
Karlsruhe Datenbanken in den Fachgebieten Astronomie und Astrophysik,
Energie,
Kernforschung und Kerntechnik, Luft- und Raumfahrt, Weltraumforschung,
Mathematik und Informatik und Physik auf und macht eigen- und
kooperativ
erstellte Datenbanken sowie solche anderer Hersteller über das STN
Servicezentrum Europa online verfügbar. Außerdem pflegt es
diejenigen
Datenbanken anderer STN-Anbieter, die bei diesem Zentrum implementiert
sind, und entwickelt zusammen mit seinen Partnern Datenbank-Software.
In
internationaler Kooperation mit Partnern aus den USA und Japan betreibt
das FIZ Karlsruhe den Host STN INTERNATIONAL, einen Service- und
Rechenzentrumsverbund
für öffentlich zugängliche Datenbanken über
wissenschaftliche,
technische und ergänzende Wirtschaftsinformationen mit Standorten
in Columbus/Ohio, Karlsruhe und Tokio. Über das STN Servicezentrum
Europa bietet das FIZ Karlsruhe seinen Kunden Zugang zu mehr als 200
elektronischen
Datenbanken mit mehr als 300 Mio. gespeicherten Dokumentationseinheiten
in Form von bibliographischen und anderen Hinweisen, chemischen
Strukturen
oder nummerischen Datensätzen auf allen forschungsrelevanten
Fachgebieten
von Naturwissenschaft und Technik einschließlich der
dazugehörigen
Patentinformation an.
Im
Rahmen des STN Servicezentrums Europa bietet das FIZ Karlsruhe einen
umfassenden
Nutzerservice. Das Dienstleistungsangebot enthält sowohl
Datenbank-Recherchen
für Dritte als auch Beratung für Verbraucher und Lieferanten
von Information sowie andere Geschäftspartner. Daneben führt
das FIZ Karlsruhe Aus- und Weiterbildung im elektronischen
Dokumentations-
und Informationswesen durch. Zur Erfüllung seiner Service-Aufgaben
für die Wissenschaft arbeitet das FIZ Karlsruhe mit anderen
Einrichtungen
und Organisationen."
DIMDI
"Das
Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information
(DIMDI)
wurde 1969 gegründet und ist eine nachgeordnete Behörde des
Bundesministeriums
für Gesundheit (BMG). Zu unserem Aufgabenbereich gehört es,
der
fachlich interessierten Öffentlichkeit aktuelle Informationen aus
dem gesamten Gebiet der Biowissenschaften einfach und schnell
zugänglich
zu machen.
DIMDI
- Biowissenschaftliche Datenbanken aus einer Hand
Ausgehend
von den Schwerpunkten Gesundheitswesen und Medizin haben wir unser
Informationsangebot
- auch durch Kooperationen mit anderen Institutionen - stetig erweitert
und bieten heute ein umfassendes Spektrum von Datenbanken aus dem
gesamten
Bereich der biowissenschaftlichen Disziplinen und den
Sozialwissenschaften
an. Über verschiedene Zugangswege, u.a. auch über einen
WWW-Browser
oder Telnet Zugriff, ermöglicht DIMDI Ihnen den Zugriff auf ca.
100
Datenbanken mit insgesamt über 80 Millionen
Informationseinheiten.
DIMDI
- Im Dienste des Gesetzes
Neben
dem Datenbankangebot ist DIMDI im Rahmen seiner gesetzlichen Aufgaben
u.a.
zuständig für die Herausgabe deutschsprachiger Fassungen
amtlicher
Klassifikationen und Nomenklaturen sowie für die Einrichtung von
datenbankgestützten
Informationssystemen für Arzneimittel, lt. Arzneimittelgesetz
(AMG),
siehe Datenbank AMIS-Öffentlicher Teil, für Medizinprodukte
lt.
Medizinproduktegesetz (MPG) und zum Thema Gesundheitsökonomische
Evaluation."
FIZ
Technik
"FIZ
Technik ist das nationale Zentrum für die
technisch-wissenschaftliche
Information und Dokumentation zur Förderung von Forschung und
Wissenschaft.
FIZ
Technik entstand 1979 aus den 1971/72 gegründeten
Vorgängervereinen
ZDE e.V. (Dokumentation Elektrotechnik) und DOMA e.V. (Dokumentation
Maschinenbau)
und beschäftigt ca. 50 Mitarbeiter. Sitz ist Frankfurt am Main.
FIZ
Technik erstellt zu den Fachbereichen:
Elektrotechnik
und Elektronik
Informationstechnik
Maschinen-
und Anlagenbau
Werkstoffe
Textil
Medizinische
Technik
Betriebsführung
und -organisation
bibliografische
Datenbanken und bietet diese in elektronischer Form den Kunden aus der
Industrie, der Lehre und Forschung sowie aus dem Dienstleistungsbereich
an.
Für
die Erstellung dieser Datenbanken werden jährlich ca. 110.000
Dokumente
aus Fachzeitschriften, Tagungsbänden, Forschungsberichten und
Dissertationen
ausgewertet und gespeichert.
Etwa
500 qualifizierte Ingenieure, Physiker, Chemiker, Mediziner und
Betriebswirte
sorgen für eine hohe Qualität der
lnformationsdienstleistungen
und sichern damit den über 3.500 Kunden den Erfolg bei der
Informationsbeschaffung
aus den Datenbanken des FIZ Technik. Neben dem
technisch-wissenschaftlichen
Bereich ist FIZ Technik auch ein bedeutender nationaler
Informationslieferant
für techniknahe Wirtschafts-, Markt- und Produktinformationen
Über
das im eigenen Haus dokumentierte Fachwissen hinaus, bietet FIZ Technik
über 120 deutsche und ausländische Datenbanken."
4.2.1.3
Deutschland: Juristische Information
JURIS
"juris, das
juristische
Informationssystem für die Bundesrepublik Deutschland, entwickelt
hochwertige Informationslösungen für alle, die juristische
Information
benötigen. Kompetent aufbereitet von Experten und auf einfache
Weise
zugänglich gemacht über juris Web, die neue komfortable
Rechercheoberfläche.
Derzeit haben Sie online Zugriff auf 7.500.000 Dokumente mit
Informationen
zu allen Bereichen des Rechts. Daneben erschließen Ihnen die
juris
CD-ROMs komplett die rechtlichen Informationen zu Ihrem Fachgebiet."
4.2.1.4
International
DIALOG:
"The Dialog
Corporation,
a Thomson Company
The Dialog
Corporation is
a leading provider of Internet-based information and technology
solutions
to the corporate market. The Dialog Corporation has headquarters in
Cary,
NC and offices throughout the world.
Dialog is a
world-leading
provider of online information services. Its brands include the Dialog,
DataStar and Profound ranges of Internet and intranet-based products
and
services, providing instantaneous access to over nine terabytes, or
more
than six billion pages, of essential information. The division serves
over
twenty thousand corporate customers in 120 countries, all supported by
Dialog's worldwide network of Knowledge Centers. Professionals in
business,
science, engineering, finance and law turn to Dialog every day to get
the
critical information they need to make the right decisions.
Business
Partners: The Dialog
Corporation pursues
an active Partner programme to leverage the value of its technologies
and
content on a global basis. Such alliances have been signed with,
amongst
others, Fujitsu, CompuServe and Freeserve."
4.2.2
Suchdienste im Internet
Zusätzlich zu
den etablierten
Fachinformationsanbietern/Hosts, gibt es im Internet spezielle
Suchdienste,
die sich auf die Lokalisierung wertvoller Veröffentlichungen in
(meistens
englischsprachiger) Fachzeitschriften spezialisiert haben:
- FindArticles
(http://www.findarticles.com),
ein Suchdienst für Zeitschriftenaufsätze in ca. 300
Zeitschriften.
FindArticles arbeitet in Koopration mit der Suchmaschine: LookSmart (http://www.looksmart.com).
Die Suche läßt sich thematisch (z.B. in bezug auf
Business-Zeitschriften,
darunter Sloan Management Review) einschränken. Die Suche ist
kostenlos.
- Ingenta
(http://www.ingenta.com),
entstanden als Suchdienst für Zeitschriftenaufsätze ander
Universität
Bath. Zugang zu mehr als 1 Mio Aufsätzen aus 2.700
Fachzeitschriften.
Eine Registrierung als Nutzer ist nicht notwendig. Die gefundenen
Aufsätze
können direkt bestellt (und bezahlt) werden. Im Falle einer
Subskription
ein Downloaden des Ausatzes ist möglich.
- Questia
(http://www.questia.com),
ermöglicht die Volltext-Suche in (zunächst) mehr als 250.000
Büchern
4.3
Was ist Wissensmanagement?
4.3.1
Die Wirtschaft entdeckt das Wissensmanagement
Das
Thema
Wissensmanagement steht auf der Tagesordnung der gegenwärtigen
informationswissenschaftlicher
und betriebswirtschaftlicher Forschung und zwar sowohl in Form
einschlägiger
Monographien (Kanti Srikantaiah/Koenig 2000, Von Krogh/Ichijo/Nonaka
2000;
Zucker/Schmitz 2000; Bürgel 1998, Borghoff/Parschi 1998,
Davenport/Prusak
1997, Klein 1998, Nonaka/Takeuchi 1995) als auch in zahlreichen
Websites
und internationalen Meetings
So
zum Beispiel beim Kongress der American Society for Information Science
and Technology (ASIST) im November 2000:
"Knowledge
Discovery, Capture and Creation: Capturing tacit knowledge, data
mining,
collaboration, expert directories, intelligent systems employing
usage patterns (e.g. search strategies) etc.
Classification
and Representation: interface design, metadata, information
visualization,
taxonomies, clustering, indexing, vocabularies and automatic indexing,
etc.
Information
Retrieval: search engines, intelligent agents, browsing vs.
searching,
navigation, knowledge/information architecture, data mining, etc.
Knowledge
Dissemination, communication, publishing (including internet vs.
intranet
vs. extranet), push vs. pull, etc.
Social,
Behavioral, Ethical, and Legal Aspects - information acceptance vs.
rejection, behavior modifications, policies and politics, value
assessments,
corporate and national information cultures, knowledge seeking
behavior,
training for effective utilization, managing knowledge management,
legislative
and judicial issues." (ASIST, Annual Meeting, Chicago, 2000)
WISSENS
MANAGEMENT
4.3.2
Was ist Wissensmanagement?
Es
ist
ein Unterschied ob wir
Wissensvermittlungsprozesse
(Informationsmanagent)
oder
Verstehens-
und/oder (wissenschaftliche) Erklärungsprozesse managen
(Wissensmanagement).
managen.
In
beiden Fällen stellt sich die Frage der Relevanz an erster Stelle,
im Hinblick nämlich auf die gesteckten Ziele sowie auf die
dafür
möglicherweise in Frage kommenden Mittel.
Wissensmanagement
bedeutet das Management von Verstehens- und Erklärungsprozessen im
Hinblick auf bestimmte Ziele, insbesondere auf die einer Organisation
oder,
enger gefaßt, auf die eines Unternehmens. Informationsmanagement
bedeutet das Management von Wissensvermittlungsprozessen im
Unternehmen,
wobei hier auch das Datenmanagement zu differenzieren ist.Der
Informationsmanager
behandelt Wissen in dekontextualisierter Form, so wie derjenige der
Lebensmittel
einkauft, diese aber noch nicht in einem Prozeß der
Speisezubereitung
miteinander mischt. Der Wissensmanager ist derjenige, der das
vermittelte
Wissen einem (erneuten) Verstehens- und/oder
Erklärungsprozeß
unterzieht und sie also rekontextualisiert. Natürlich hängen
diese Prozesse eng zusammen und deshalb ist es auch sinnvoll, dass
diejenigen,
die sich vor allem mit dem Vemittlungsprozess
von Wissen beschäftigen (Information Management) auch
von Wissensmanagement und von Datenmanagement etwas verstehen und
umgekehrt.
Informationsmanagement bedeutet eine gezielte Ausrichtung der
Vermittlung
von Wissen. Wissensmanagement bedeutet, dass der Verstehens- und/oder
Erklärungsprozess
ebenfalls im Hinblick auf bestimmte Ziele ausgerichtet wird.
Wissensmanagement
ist nicht neu, sondern hat eine lange Tradition in der
Informationswissenschaft,
die bis in die Anfänge der Dokumentation im 19. Jahrhundert reicht.
4.3.2.1
Betriebliches Informations-
und Wissensmanagement
Es
leuchtet
dabei ein, daß aufgrund der Vielfalt von Medien und Kontexte in
der
heutigen Gesellschaft oder gar im Weltmaßstab die Frage nach
einer
geschickten Lenkung dieser Prozesse für unterschiedliche Zwecke
alles
andere als trivial ist. Wie sind unter den heutigen multimedialen
Bedingungen
im Kontext der digitalen Weltvernetzung Wissen und Information so zu
"managen",
daß sie den angestrebten Zielen dienen? Im Rahmen eines
Unternehmens
steht die Frage der Gewinnmaximierung, wenngleich nicht
ausschließlich
so doch im Mittelpunkt der Arbeit eines Informations- und
Wissensmanagers.
Zum betrieblichen Informations- und Wissensmanagement gehören
folgende
Fragen:
- Informationsbeschaffung
und Wissensproduktion
- Erschließung
und Ordnung von Wissen und Information
- Betriebliche
Kommunikationskultur(en)
- Kapitalisierung
von Information und Wissen
Unternehmen
sind aber wiederum Teil eines volkswirtschaftlichen und, unter
globalisierten
Bedingungen, eines menschheitlichen Ganzen. Unter volkswirtschaftlichen
Gesichtspunkten leistet sich eine Gesellschaft bestimmte Einrichtungen
des Informations- und Wissensmanagements, wozu vornehmlich Schulen und
Hochschulen sowie öffentlich zugängliche Bibliotheken
gehören.
Betriebliches
Informationsmanagement umfaßt sowohl das Management der Ressource
Information innerhalb eines Unternehmens (information resource
management)
als auch das Management von externen Informationsquellen (information
resources management). Informationsmanagement dient wiederum dem
Wissensmanagement
auf allen Ebenen eines Unternehmens (Capurro
1999 und 1998).
Dabei
ist aber zu beachten, daß die Begriffe Information und
Informationsmanagement
in der Betriebswirtschaft zunächst vorwiegend im Sinne von
Datenmanagement
gebraucht wurden. Informationsmanagement war sozusagen synonym von
Datenverarbeitung
und von der damit zusammengehörenden technischen Organisation. Der
Ansatz des Wissensmanagements stellte seit etwa Anfang der 90er Jahre
das
Wissen, seine Schaffung, Sammlung, Erschließung, Vermittlung und
vor allem seine wirtschaftliche Nutzung (intellectual assets, Wissen
als Kapital) in den Vordergrund. Die Frage nach der Differenz von
Daten, Information und Wissen wurde zum Kernpunkt der theoretischen
Analysen
und der praktischen Umsetzung.
Der
Ausdruck Informationswirtschaft bezieht sich nicht nur auf die mit der
Produktion von Information spezialisierten Unternehmen - wie zum
Beispiel
Verlage, Fernseh- und Rundfunkanstalten oder alle Arten von
Informationsproduzenten
und -anbieter im Internet -, sondern meint auch den Vorgang der Nutzung
von Wissen für privat- und volkwirtschaftliche Zwecke. Das
Management
von Information ist, neben dem Datenmanagement, eine unabdingbare
Voraussetzung
des Wissensmanagements.
In
seinem Buch Informationsmanagement weist Helmut Krcmar
auf
die klassische betriebswirtschaftliche Definition von Information als
"zweckbezogenes
Wissen" (Wittmann 1959) hin (Krcmar 1997, S. 22). Diese Definition
wirft,
so Krcmar, zwei Probleme auf: Was ist Wissen? und: Was bedeutet
zweckbezogen?
und er antwortet:
"daß
nur solches Wissen als Information bezeichnet wird, das dazu dient,
Entscheidungen
oder Handeln vorzubereiten."
4.3.2.2
Daten – Information – Wissen
Es
wird
oft darauf hingewiesen, daß Information - und somit auch Daten
und
Wissen - zum vierten Produktionsfaktor neben Arbeit, Boden und Kapital
geworden ist. Dies ist eine These, die man aus historischer Sicht
analysieren
müßte. Daß Wissen nicht nur als Mittel zum Zweck der
Gewinnmaximierung
bestimmt werden sollte, ist eine alte Weisheitsmaxime. Wenn
Information,
Daten und Wissen heute einen maßgebenden Wirtschaftsfaktor
darstellen,
dann gewinnt die Frage, was genau darunter zu verstehen ist eine
besondere
Bedeutung (Krcmar 1997).
Albrecht
von Müller (Think Tools GmbH)
(Winkelhage 1998), definiert Daten, Information und Wissen
folgendermaßen:
"Als
Daten bezeichnen wir die symbolische Repräsentation von
Sachverhalten
(zum Beispiel den auf einem digitalen Thermometer ablesbaren
Anzeigewert
von "25° Celsius".)
"Als
Information bezeichnen wir ein Bündel von Daten, das in einer
propositionalen
Struktur zusammengefaßt ist. Die Aussage: "In München sind
es
heute, am 27.7.1996 um 13 Uhr, 25 Grad im Schatten" ist eine
Information
im Sinne dieser Definition."
"Als
Wissen schließlich bezeichnen wir die systematische
Verknüpfung
von Informationen dergestalt, daß prognostische oder
explanatorische
Erklärungen abgegeben werden können, d.h. sinnvolle Frage
richtig
beantwortet werden können (Beispiel: "Wenn sich vom Atlantik her
ein
Tiefausläufer nähert und zugleich kein robuster Hochdruckkern
über dem Kontinent besteht, steigt die Wahrscheinlichkeit von
Niederschlägen
auf 80%." (Müller 1997)
|
John
Gundry, Director von Knowledge
Ability Ltd., erläutert den Unterschied zwischen Daten,
Information
und Wissen folgendermaßen:
Data
0-dimensional
A
fact
Great
Western Rail Service
Dep.
Paddington 4.54 Arr. Swindon 5.45
Information
1-dimensional
A
difference that makes a difference; relevant data
"The
train I want leaves at 4.54"
Knowledge
2-dimensional
A
human capability to act or decide or plan
A
web or body or map of information
"Trains
are machines that run on rails and stop at stations
Trains
run to a schedule.
If
I miss the 4.54 I will have to take a later train.
I
will have to drive home from station.
I
need 1 pound for the car park.
I
will be home about 6.30 if I can catch the 4.54."
|
Entscheidend
und übereinstimmend in beiden Fällen ist die Einsicht in die
selbstreferentielle Natur des Zusammenhangs Daten-Information-Wissen.
Dieser
Sachverhalt wird von Gundry mit einer Metapher, der U-Bahn Knowledge
Line, erläutert. Die 'U-Bahn-Stationen' lauten:
- Wissensschaffung
(creation)
- Wissenserwerb
(capture)
- Wissenskodifizierung
(codification)
- Wissensordnung
(classification)
- Wissenskommunikation
(communication)
- Wissenskapitalisierung
(capitalisation)
Albrecht
von Müller drückt die Selbstreferentialität der Kette
Daten-Information-Wissen
folgendermaßen aus:
"In
dem Maße, in dem durch den Erfolg der Informationstechnik die
Fülle
und Verfügbarkeit von Information explosionsartig zunimmt, wird
Information
ihrerseits zu Rohstoff. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines
weiteren
"Veredelungsschrittes", nämlich die Aufgabe, aus Information
Wissen
zu erzeugen. Genau diese Fähigkeit wird bei dem vor uns liegenden
technologisch-ökonomischen Paradigmenwechsel zu
Schlüsselkompetenz."
(A. von Müller, ebd. S. 471)
Nach Gundrys
Einsicht finden wir Wissen zum einen explizit in Dokumenten, zum
anderen
aber implizit "in people’s heads". Die Quelle unternehmerischer
Kreativität
– die "erste" Haltestation in der U-Bahn "Knowledge Line" – kommt genau
durch die Interaktion von implizitem und explizitem Wissen zustande.
Dies
ist auch der Kerngedanke des inzwischen klassischen Ansatzes eines
wissensschaffenden
Unternehmens von Ikujiro Nonaka und Hirotaki Takeuchi (Modul
7).
4.3.2.3
Wissen managen nach Probst, Raub und Romhardt
Wissensmanagement
im Sinne von Informationsmanagement umfaßt sowohl das Management
der Ressource-Information innerhalb eines Unternehmens (information
resource management) als auch das Management von externen
Informationsquellen
(information resources management). Informationsmanagement dient
wiederum dem Wissensmanagement auf allen Ebenen eines Unternehmens.
Diesem
Selbstverständnis von Wissensmanagement kommt in dem
einschlägigen
Ansatz von Probst, Raub und Romhardt zum Ausdruck (Probst/Raub/Romhardt
1998):
Im
Mittelpunkt ihres Buches Wissen managen. Wie Unternehmen ihre
wertvollste
Ressource optimal nutzen (Probst u.a. 1997) steht der
Wissensbegriff.
Dieser hängt eng mit den Begriffen Zeichen, Daten und Information
zusammen. Sie schreiben:
"Die
Zusammenhänge zwischen diesen Ebenen werden häufig als
Anreicherungsprozeß
dargestellt. Zeichen werden durch Syntaxregeln zu Daten, welche in
einem
gewissen Kontext interpretierbar sind und damit für den
Empfänger
Information darstellen. Die Vernetzung von Information ermöglicht
deren Nutzung in einem bestimmten Handlungsfeld, welches als Wissen
bezeichnet
werden kann. Teilweise werden aufbauend auf dieser Trennung noch
zusätzliche
Ebenen wie Weisheit, Intelligenz oder Reflexionsfähigkeit
unterschieden."
(Probst u.a. 1997, S. 34-35)
Von Information
sprechen wir also dann, wenn Daten im Sinne eines syntaktisch
strukturierten
Zeichenvorrates von einem Empfänger in einem bestimmten Kontext
interpretiert
werden. Information ist das Ergebnis eines Interpretationsvorganges.
Das
In-Beziehung-Setzen von Informationen untereinander bezeichnen die
Autoren
als Wissen. Der Transformationsprozeß von Daten in Information
und
Wissen ist die Kernaufgabe des Informations- und
Wissensmanagements.
Informations-
und Wissensmanager sind Interpreten von Daten und Informationen. Der
Kontext
sind die geschäftlichen Aktivitäten eines Unternehmens. So
sind
zum Beispiel die Flugdaten für den schweizer Reiseveranstalter
KUONI
nur dann sinnvoll, wenn sie so aufbereitet werden, daß sie einen
Informationswert besitzen, worauf dann ein KUONI-Berater vor dem
Hintergrund
der Reisebedürfnisse eines Kunden diesem eine Empehlung geben
kann,
so daß er auf der Basis des so gewonnenen Wissens eine
begründete
Entscheidung treffen kann.
Daraus
folgt, daß diese Ebenen einerseits unterschieden werden
müssen,
sie aber andererseits im Kontext eines Unternehmens in ihrer
wechselseitigen
Abhängigkeit verstanden und koordiniert werden sollten. Ein gutes
Datenmanagement durch das Rechenzentrum macht wenig Sinn, wenn die
Daten
nicht als Basis für ihre Interpretation und Strukturierung durch
das
Informationsmanagement benutzt werden. Ein effizientes
Informationsmanagement
verfehlt wiederum sein Ziel, wenn die aufbereiteten Informationen nicht
in den entsprechenden Abteilungen des Unternehmens als Basis für
die
Wissensschaffung weitergegeben werden. Die Autoren betonen deshalb,
daß
Daten, Information und Wissen ein "Kontinuum" bilden, wo der
"Qualitätswandel"
eine Steigerung des informationellen Mehrwertes bedeutet. Information
ist
die Nahtstelle zwischen Daten und Wissen. Wissen ensteht, so die
Autoren,
aus der langsamen und stettigen Strukturierung von Informationen
(Probst
u.a. 1997, S. 37).
Der
primäre Träger dieses Transformationsprozesses im Unternehmen
und somit auch der Träger der "organisationalen Wissensbasis" ist
das Individuum. Diese Bindung von Wissen an das Individuum macht den
Unterschied
zwischen Wissen auf der einen und Daten und Informationen auf der
anderen
Seite aus. Sie schreiben:
"Wissen
bezeichnet die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die
Individuen
zur Lösung von Problemen einsetzen" (Probst u.a. 1997, S. 44).
Informationen
haben, demgegenüber, einen höheren Allgemeinheitsgrad oder,
genauer
gesagt, einen höheren Abstraktionsgrad. Sie können
unterschiedlich
vernetzt und somit situationsgebundener eingesetzt werden. Daß
Wissen
an Individuen gekoppelt ist, bedeutet aber nicht, daß
Informationen
losgelöst vom menschlichen Interpreten aufzufassen wären. Die
Möglichkeit ihrer Verwandlung in Wissen hängt vom
stärkeren
oder schwächeren Vernetzungsgrad ab.
Für
die Autoren ist das Wissen "in den Köpfen" der Mitarbeiter, oder,
konkreter gesagt, sind die Wissensarbeiter die Hauptwertschöpfer
eines
Unternehmens. Diese Einsicht müßte zur Aufwertung und Pflege
dieses intellektuellen Kapitals einer Firma als wesentlicher Teil des
Arbeits-
und Wertschöpfungsprozesses führen. Informationen werden im
Rahmen
eines individuellen Wissensnetzes zu Wissen. Aber auch Kollektive
bilden
die Basis für Wissen in Organisationen. Es entsteht durch das
Zusammenspiel
aller Beteiligten. Kollektives Wissen ist mehr als die Summe
individuellen
Wissens. Da es das Produkt eines Sozialisationsprozesses ist,
läßt
sich kollektives Wissen nicht extern einkaufen. Solche organisationalen
Kompetenzen bilden einen Schutz für das Unternehmen gegenüber
der Konkurrenz. Die Autoren schreiben:
"Kollektives
Wissen läßt sich für Wettbewerber schwer analysieren.
Wie
ließe sich etwa präzise definieren, aufgrund welcher
Fähigkeiten
es BMW gelingt, "Freude am Fahren" zu vermitteln, warum das Fliegen mit
THAI AIRLINES "smooth as silk" ist oder weshalb
AEG-Haushaltsgeräte
"aus Erfahrug gut" sind. Außer intelligentem Marketing zur
Verankerung
der jeweiligen Werbebotschaft sind für die hervorragende
Kundenwahrnehmung
dieser Produkte sicherlich auch eine Reihe spezifischer
Fähigkeiten
verantwortlich, welche die Konkurrenz nicht präzise voneinander
trennen
kann und somit die Imitierbarkeit der Fähigkeit einschränkt."
(Probst u.a. 1997, S. 43).
Die Aufgabe
des betrieblichen Informationsmanagements besteht also letztlich darin,
zu dieser Einmaligkeit und Nicht-Imitierbarkeit der individuellen und
kollektiven
Wissensbasis eines Unternehmens durch gezielte Strukturierung von Daten
und kontexbezogene Vernetzung beizutragen.
Vgl.
Ch. Burmann: Wissensmanagement entscheidet über den
Erfolg im Internet.
Nur Investitionen in die Fertigkeiten der Mitarbeiter sichern Vorteile
auf Dauer. In: FAZ 7.12.2000, Nr. 285, S. 31:
"Flexibilität
kann allgemein als Handlungspotential definiert werden. Ein strategisch
flexibles Unternehmen verfügt über zwei elementare
Fähigkeiten:
es ist einerseits in der Lage, seine bislang verfolgte Strategie bei
Bedarf
schnell zu wechseln und dabei seine Ressourcen zu rekonfigurieren, um
sich
neue Handlungspotentiale zu schaffen. Dies gelingt insbesondere durch
Abstraktion,
also die Herauslösung des im Unternehmen vorhandenen Wissens und
seiner
Fähigkeiten aus dem bisherigen Verwendungszusammenhang.
Andererseits
sind strategisch flexible Unternehmen in der Lage, durch effiziente
Multiplikation
ihrer Leistungen schnell zu expandieren.
Diese
Replikationsfähigkeit wird vor allem durch Kodifizierung und
Vefügbarmachung
des im Unternehmen vorhandenen Wissens erreicht. rekonfigurations- und
Replikationsfhgikeit sind eng mit der Lernfaähigkeit der
Organisation
verbunden. Sie repräsentieren sozusagen die "strategische
Intelligennz"
eines Unternehmens."
4.3.3 Der
primäre und der
sekundäre Informationsektor
Über den
Zusammenhang zwischen
öffentlich-zugänglicher ("primärer Informationssektor")
und betriebsinterner Information ("sekundärer Informationssektor")
schreibt Rainer Kuhlen:
"Der
Informationssektor,
in erster Linie der primäre Informationssektor, bei dem
Informationsprodukte
auf den Märkten ausgetauscht werden, aber auch der sekundäre
Informationssektor, der die Informationsverarbeitung innerhalb bon
Organisationen
angeht, wird heute als Informationswirtschaft angesprochen.
Durch
Informationswirtschaft
wird dem Rechnung getragen, daß Information und
Informationsaarbeit
wesentliche Faktoren in der Wirtschaft allgemein sind, sei es durch die
Bereitstellung von Informationsprodukten direkt oder sei es durch die
Bereitstellung
von Informationsleistungen für andere Bereiche der Wirtschaft.
Informationsprodukte
werden im primären Sektor mit Blick auf die
(Informations)Märkte
zu Informationszwecken direkt und im sekundären Sektor für
das
innerorganisationelle Handeln erstellt und gentutz. Beide Sektoren
werden
hier der Informationswirtschaft zugerechnet, auch wenn in unserer
Darstellung
der marktbezogene primäre Sektor überwiegt.
Sicherlich
sind diese primären
und sekundären Sektoren keine sich ausschließenden Bereiche.
Produkte des Informationsmarktes, also des primären
Informationssektors,
werden natürlich für die Zwecke von Organisationen gebraucht,
und immer mehr Organisationen gehen dazu über, die
ursprünglich
alleine für innerorganisationelle Zwecke eingerichteten
Informationseinrichtungen
auch auf den Märkten tätig werden zu lassen, so z.B. viele
Informationssysteme/-archive
der Medien, Banken und Versicherungen. Die Verschränkung der
Bereiche
zeigt sich vor allem durch die zunehmende Verwendung der
Intranet-technologie,
indem im innerbetrieblichen Geschehen die gleichen Informations- und
Kommunikationstechnologien
bzw. -systeme eingesetzt werden, wie sie in Internet-Umgebungen
üblich
sind. Dies erleichter den informationellen Austausch zwischen
Organisation
und Umwelt. Ebenfalls werden technische Assistenten auf den
Märkten
und innerorganistionell gleichermaßen verwendet." (Kuhlen 1999,
162-163)
Dementsprechend
können
wir festhalten, dass wenn in der Wirtschaft von Wissensmanagement die
Rede
ist, der "sekundäre Informationssektor" gemeint ist. Dagegen hat
der
Begriff Informationsmanagement in der Wirtschaft vorwiegend die
Bedeutung
von Management der Informationstechnik.
4.3.4
Unternehmensportale
H. Bauer:
Unternehmensportale.
Geschäftsmodelle, Design, Technologien. Bonn: Galileo Press
2001:
"Ein Portal ist eine Website, die als Einstieg in einen bestimmten
Bereich
des Internets dient." (S. 19).
Der Verfasser
unterscheidet
folgende Arten von "B2x-Portalen" ("Business-to-Irgendetwas") (S. 37):
-
Öffentlichkeit (Public)
(B2P)
- Konsumenten
(Consumer)
(B2C)
- Kunden
(Customer)
-
Geschäftsparner (Business
Partner) (B2B)
- Mitarbeiter
(Employee)
(B2E)
-
Benutzergemeinschaften
(Communities)
Die wichtigsten
Portalfunktionen
sind:
-
Personalisierung
-
Benutzerverwaltung und
Sicherheitsservices
- Dynamische
Inhalte und
Webpublishing
- Externe
Webanwendungen
- Integration
von
Unternehmensanwendungen
Unternehmensportale
werden
auch "vertikale Portale" genannt.
Zu den
wichtigsten
Megaportalen
oder "horizontale Portale" vgl. Kap. 5
dieses
Skripts.
4.4 Informationswirtschaft
(Infonomie)
WISSENS
MANAGEMENT