HEIDEGGER ÜBER SPRACHE UND INFORMATION

 
Rafael Capurro
  
 
 
 
Leicht veränderte Fassung eines Aufsatzes erschienen in: Philosophisches Jahrbuch 88 (1981) 32, S. 333-343 (Siehe unten).
Zu Heidegger siehe hier.


 

 

INHALT

Einführung  

I. Die Frage nach der Information in Zusammenhang mit der Frage nach de Technik   
II. Die Frage nach der Information in Zusammenhang mit der Computertechnik  
III. Der Informationsbegriff in der Biologie   

Anmerkungen  

  
 

 
 

EINFÜHRUNG



Im Alltag verbinden wir die Vorstellung von Information mit der von Sprache, und umgekehrt, wenn wir an Sprache denken, denken wir an Mitteilung von nützlichem Wissen, an Information. Diese Verbindung ist etymologisch und ideengeschichtlich keineswegs selbstverständlich (1). Gegenüber dieser alltagssprachlichen Bedeutung wurde der Informationsbegriff in den vierziger Jahren durch die sogenannte Informationstheorie (R.V.L. Hartley, C.E. Shannon, W. Weaver) und die Kybernetik (N. Wiener) unter Ausschluss aller semantischen und pragmatischen Momente, im mathematisch-statistischen Sinne bestimmt.  

Von hier aus gewann dieser Begriff in vielen Wissenschaften (z.B. in der Biologie, Psychologie, Physik, Pädagogik) immer mehr an Bedeutung. Aufgrund der unterschiedlichen Anwendungsbereiche entwickelte sich aber bald eine verwirrende Anzahl von Definitionen, in denen die ausgeklammerten semantischen und pragmatischen Momente in den Vordergrund traten.  

Ein Beispiel dafür ist die aus dem bibliothekarischen bzw. dokumentarischen Bereich entstandene Informationswissenschaft (2). Kernpunkt der Informationswissenschaft ist die Analyse und Gestaltung der Wissensvermittlung, wozu technische Mittel und insbesondere die EDV unumgänglich geworden sind. Auf diese Unumgänglichkeit machte Martin Heidegger bereits 1937 aufmerksam, indem er zugleich den Unterschied zwischen dem philosophischen und dem fachwissenschaftlichen Informationsprozeß betonte:  

"Ganz anders als mit den philosophischen Mitteilungen steht es bei den Veröffentlichungen der Fachwissenschaft. (...) Ohne die Technik der großen Laboratorien, ohne die Technik der großen Bibliotheken und Archive und ohne die Technik eines vollendeten Nachrichtenwesens ist eine fruchtbare wissenschaftliche Arbeit und eine dementsprechende Wirkung heute undenkbar. Jede Abschwächung dieser Tatbestände ist Reaktion." (3)
Paradoxerweise sah Norbert Wiener viel eher die Schwierigkeiten und Grenzen der technischen Mittel in diesem Bereich als ihre Notwendigkeit (4) 

Wissenschaftler und Techniker versuchen heute der Vielschichtigkeit der Sprache auf verschiedenen Wegen Herr zu werden, wie z.B. das informationswissenschaftliche Ringen in der Thesaurus- und Klassifikationsforschung zeigt. In dem Augenblick aber, in dem die Sprache, unter bestimmten wissenschaftlichen Aspekten, in der Technisierung aufzugehen scheint, tauchen alte Fragen wieder auf: nach dem Sinn von Wort, Begriff und Satz, nach der Beziehung von Sprache und Wirklichkeit, nach den theoretischen und praktischen Erfassungs- und Deutungsmöglichkeiten usw. Auf einmal spielt, in der zweifellos erstrebten Beherrschung der technischen Mittel, die Fragwürdigkeit dessen mit, was sich nicht auf irgendwelche Sprachspiele reduzieren läßt. Was steht auf dem Spiel, wenn wir von Sprache und Information sprechen? Nur eine harmlose Technik zur Bewältigung der sogenannten "Informationsflut" oder vielleicht unser Verhältnis und damit wir selbst zur Sprache? Wer sind "wir"? Was heißt "Sprache"? Was steht zur Wahl, wenn wir von Beherrschung der Sprache als Instrument der Information sprechen? Öffnet sich uns durch diese mögliche Beherrschung ein freies Verhältnis zur Sprache und Information?  

Es ist nicht Aufgabe des Informationswissenschaftlers, diese Fragen zu erörtern. Er handelt immer schon mit einem Vorverständnis dieser Begriffe bzw. Sachverhalte. Der Philosoph seinerseits ist kein Prophet. Er kann und soll aber Phänomene auf ihre offenen Dimensionen des Möglichen hin auslegen, sie in ihrem "Wesen", d.h. in ihren Bedingungen und Grenzen erkennen und somit das erwünschte freie Verhältnis ermöglichen.  

Es scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, den Informationsbegriff bei Heidegger statt bei einem "Kybernetiker" oder "Funktionalisten" explizieren zu wollen. Hat Heidegger darüber überhaupt nachgedacht? In welchem Zusammenhang stehen seine Äußerungen zur Information? Bringen sie uns einen Schritt weiter in Richtung des gewünschten freien Verhältnisses? Läßt sich ein Einfluß des Heideggerschen Denkens über Sprache und Information auf die Wissenschaften nachweisen?  

Die Bejahung der ersten Frage, die sich auf die hier vorgelegten Stellen gründet, ist keineswegs selbstverständlich, zumal eine solche Spezialuntersuchung unseres Wissens bisher fehlte und keine der uns bekannten Arbeiten über Heidegger die Frage nach der Information im Zusammenhang seines Denkens erörtert hat.  

Die Behandlung der drei anderen Fragen stellt uns nicht nur vor ein interpretatorisches, sondern auch vor ein heuristisches Problem. Heideggers Hinweise auf den Informationsbegriff finden sich zerstreut erst in seinem Spätwerk (5) 

Die Textstellen lassen sich drei Problemkreisen zuordnen, deren Mitte mit dem Titel "Sprache und Information" angedeutet werden kann. Im ersten Problemkreis stellt sich die Frage nach der Information in Zusammenhang mit der Frage nach der Technik (I). Der zweite Problemkreis kann als eine Vertiefung dieser Gedanken angesehen werden, da es sich hier um die Frage nach der Information im Verhältnis zu einer bestimmten Technik, nämlich zur Computertechnik, handelt (II). Der dritte Problemkreis schließlich betrifft die Frage nach der Anwendung des Informationsbegriffs in der Biologie. Hier werden wir den Einfluß des Heideggerschen Denkens über Sprache und Information auf die Wissenschaften im Werk des schweizerischen Psychiaters und langjährigen Freundes Heideggers, Medard Boss, nachweisen (III) 

 

 
  
 

I. DIE FRAGE NACH DER INFORMATION IN ZUSAMMENHANG MIT DER FRAGE NACH DER TECHNIK


In seinem Vortrag Die Frage nach der Technik (6) möchte Heidegger "eine freie Beziehung" zur Technik vorbereiten, indem er nach dem "Wesen" der Technik fragt (7). Was ist die Technik? Heidegger antwortet: Sie ist "eine Weise des Entbergens" (8), des Her-vor-bringens. Sie bringt hervor das, was sich nicht selber hervorbringt. Als eine Weise des Entbergens (aletheia) gehört zum Bereich der Wahrheit.  

Diese Bestimmung der Technik gilt auch, sagt Heidegger, für die moderne Technik. Auch sie ist eine Weise des Hervorbringens, und zwar eine herausfordernde. Sie zielt auf Steuerung und Sicherung des Herausgeforderten. Das herausfordernde Entbergen der modernen Technik hat den Charakter des Stellens, und zwar so, daß das Gestellte bestellbar bleibt. Als Wegbereiterin der modernen Technik nennt Heidegger die neuzeitliche Physik. Für die moderne Physik, in der sich diese Herkunft entfaltet, muß sich die Natur in irgendeiner rechnerisch feststellbaren Weise melden "und als ein System von Informationen" (9) bestellbar bleiben.  

Information ist hier also die Weise, wie die durch die Technik herausgeforderte Natur sich meldet. Auch wenn der Vorstellungsbereich der modernen Physik unanschaulich bleibt, kann sie auf dieses Melden niemals verzichten. Natur als System von Informationen: Nicht die Natur an sich ist Gegenstand der Forschung, sondern "die der menschlichen Fragestellung ausgesetzte Natur", wie Werner Heisenberg in derselben Vortragsreihe sagte (10) 

Information ist also eine Weise des Entbergens, wodurch der Mensch das Entborgene (hier die Natur) als abrufbaren Bestand vorstellt. Das so Bestellte gilt als das Wirkliche. Die Gefahr besteht, sie als die einzige Weise aufzufassen und somit andere Möglichkeiten zu verbergen. Hier ruht auch die wesentliche Zweideutigkeit der Technik. Gibt es einen Ausweg? Zunächst eben diese Besinnung selbst auf das "Wesen" der Technik, die uns die Technik in ihrer Wahrheit zeigt und uns somit frei für sie und für andere Weisen des Entbergens macht.  

Indem Heidegger Information als ein herausforderndes Hervorbringen deutet, verwandelt sich dieser Begriff in einen neuen Kausalitätsbegirff (11). Information als Ursache hat jetzt nicht mehr den Charakter des hervorbringenden Veranlassens, wie im griechischen Denken, noch den der causa efficiens bzw. formalis, wie im Mittelalter, sondern sie schrumpft zusammen in ein   

"herausforderndes Melden gleichzeitig oder nacheinander sicherzustellender Bestände" (12)
Information ist hier also die zureichende universelle Antwort auf das Warum bzw. der vom Menschen zugestellte universelle Grund.  
Und worin gründet das Prinzip des Grundes selbst bzw. das Informationsprinzip? Wenn wir danach fragen, sagt Heidegger, bewegen wir uns immer schon außerhalb seines Bezirkes. Die Frage erweist sich somit als grundlos bzw. als eine durch keine Information zu befriedigende. Wohin führt dieser Weg der Infragestellung des Informationsprinzips als das Maßgebende unseres Daseins? Der Weg führt zunächst zu einer Vertiefung der Bestimmung der Sprache als Information dort, wo diese Bestimmung in unserem Zeitalter angesiedelt ist, nämlich im Bereich der Computertechnik.  

   
 

 
   

II. DIE FRAGE NACH DER INFORMATION IN ZUSAMMENHANG MIT DER COMPUTERTECHNIK


Sowohl das Wort Atom als auch das Wort Information sind für Heidegger Kennzeichen unseres Zeitalters. Während aber das, was das Wort Atom ausspricht, nur einigen wenigen zugänglich ist, meint dieses andere Fremdwort Information "einmal die unmittelbare Benachrichtigung und Meldung" zugleich und zum anderen "die unauffällige Prägung (Formierung) der Leser und Hörer" (13) 

Unser alltagssprachlicher Informationsbegriff ist durch zwei Momente gekennzeichnet: Durch das der Wissensmitteilung und das der unauffälligen Wirkung auf den Empfänger, seine "Formierung". Durch dieses zweite Moment unterscheidet er sich von dem der auffälligen Formierung, z.B. des Befehls. Bei dieser Bestimmung, so Heidegger, hören wir das Wort in der "amerikanisch-englischen Aussprache", wo Information "die Benachrichtigung, die den heutigen Menschen möglichst schnell, möglichst umfassend, möglichst eindeutig, möglichst ergiebig über die Sicherstellung seiner Bedürfnisse, ihres Bedarfs und dessen Deckung unterrichtet" besagt (14). Die Bestimmung der Sprache als Information verschafft, so Heidegger, den zureichenden Grund für den Bau der Großrechenanlagen, des Computers (15). Wie in der Einleitung angedeutet wurde, strebt die moderne Informations- und Literaturverarbeitung mit Hilfe der EDV eine schnelle, umfassende, eindeutige und ergiebige Vermittlung von Wissen zur Sicherstellung unserer Bedürfnisse an. Die menschliche Existenz gewinnt einen Halt in der Information. Diese ist aber nicht etwas Akzidentelles, sondern sie ist die Struktur der menschlichen Existenz im gegenwärtigen Zeitalter (16). Das, was in unserem Zeitalter ist, ist die Herrschaft dieser Weise des Entbergens (17) 

Inwiefern führt diese Besinnung in Richtung der gewünschten "freien Beziehung" zur Technik bzw. zur Informationstechnologie? Welchen Schritt müssen wir wagen, wenn wir in ihr nicht verharren und uns somit nur scheinbar fortbewegen wollen? Heidegger nennt diesen Schritt den "Schritt zurück". "Zurück" wohin? Ins technologie- bzw. informationslose Zeitalter? Die Flucht in eine angebliche Vergangenheit ergreifen? Nein, "zurück" meint hier, zurück zum "Wesen" der Sprache als Information, d.h. zurück zu dem, was diese Vorstellung ermöglicht. Der Vollzug dieses Schrittes ist nur möglich, indem wir eine andere Erfahrung mit der Sprache machen als die, die der Name Information nennt.   

Ein Dichter wie Johann Peter Hebel, so Heidegger, hat die Sprache in ihrem unerschöpflichen Reichtum erfahren als etwas, was   

"vormals Ungesprochenes, nie Gesagtes allererst ins Wort heben und bislang Verborgenes durch das Sagen" 
erscheinen läßt (18). Die Vorstellung von der Sprache als Information zeigt uns diese hingegen als ein nützliches Instrument der Verständigung im Alltag (19). Diese Vorstellung ist zwar alt, so Heidegger, aber sie "drängt heute ins Äußerste". Die Herrschaft dieser Vorstellung zeigt sich am deutlichsten in der Entwicklung des Computers. Dieser soll von sich aus, d.h. von seinen maschinellen Bedingungen und Funktionen her, das, was Sprache heißt, bestimmen. Das so verwandelte Wesen der Sprache, zunächst vom Herrscher der Maschine geschaffen, meistert aber in Wahrheit das Wesen des Menschen selbst. Statt also die Sprache auch als Instrument der Information zu gebrauchen, droht diese Herrschaft unser Verhältnis zur Sprache und somit zu uns selbst, die wir ja Hörer der Sprache sind, zu verwandeln, ohne daß wir es merken.  

Der Hinweis auf die dichterische Erfahrung der Sprache ist zugleich ein Hinweis auf jenen Bereich, den es außer dem der "gewöhnlichen Verhältnisse des Lebens" noch gibt, nämlich den Bereich der von Goethe genannten "tieferen" Verhältnisse. Trotz ihrer unaufhebbaren Differenz stehen die instrumentelle Auffassung der Sprache als Information und die dichterisch-denkerische Erfahrung der Sprache in einer unheimlichen Nähe. Diese ist im zirkelhaften Verhältnis zwischen Sprache und Information begründet, worauf wir noch eingehen.  

Heidegger verurteilt keineswegs die heutige wissenschaftliche Forschung über die Sprache, z.B. bei der Herstellung von "Metasprachen":  

"Diese Forschung hat ihr besonderes Recht und behält ihr eigenes Gewicht. Sie gibt jederzeit auf ihre Weise Nutzbares zu lernen" (20).
Nicht die Sprache als Information birgt die Gefahr, daß wir auf die Sprache nicht mehr hören, sondern die mögliche Verabsolutierung dieser Vorstellung von der Sprache. Die Sprache meldet sich zwar in der Information, sie kommt aber wesentlich zu Wort in der Dichtung.  

C.F. v. Weizsäcker hat auf das eigentümliche zirkelhafte Verhältnis zwischen Sprache und Information hingewiesen:  

"Versuchten wir nicht gerade, dem sehr unbestimmten Begriff der Sprache durch Rückgriff auf den Begriff der Information mehr Klarheit zu geben, sei es auch um den Preis einer einseitigen Deutung? Wenn wir aber Information nun umgekehrt durch Rückgriff auf den Begriff der Sprache definieren, so geraten wir in einen Zirkel. Es wird der Schluß meines Vortrags sein, daß ich versuche, zu zeigen, inwiefern dieser Zirkel sinnvoll und unvermeidlich ist. Dieser Zirkel ist, so scheint mir, die Bedingung der Exaktheit im Denken." (21)
Heidegger versucht, den Sinn des Verhältnisses auszulegen:  
"Der Zirkel ist ein besonderer Fall des genannten Geflechtes" (22)
Gemeint ist, daß der "Weg zur Sprache" in ein Sprechen verflochten ist: Wenn wir versuchen, uns die Sprache als Sprache vorzustellen, hat die Sprache uns immer schon eingeholt. Dieses Vorverständnis von Sprache bedingt, daß wir uns dem Geflecht nicht entziehen können, und es zeigt, daß dieses Geflecht, "die eigene Sache der Sprache" ist.  

Das zirkelhafte Verhältnis zwischen Sprache und Information ist also ein besonderer Fall dieses Geflechtes bzw. eine Art des Kreisens von Sprache. Die Erfahrung des Geflechtes zeigt, daß Sprache aus dem, was sich uns zuspricht, entspringt (23). In der Informationstechnologie sieht Heidegger die Verstellung dieses Gefüges:  

"Das so gestellte Sprechen wird zur Information" (24).
Das Charakteristische dieser Art des Kreisens von Sprache, die Information heißt, ist das Stellen von Sprache, ihre Formalisierung. Die noch nicht formalisierte Sprache erscheint dabei als etwas, das es zu beseitigen gilt. Statt dessen zeigt uns die Erfahrung des Geflechtes, daß gerade das, was sich der Formalisierung entzieht, die "Natur" der Sprache hervortreten läßt, die solche Formalisierung ermöglicht (25). Heidegger stimmt hier mit C. F. v. Weizsäcker überein, der den Versuch, jede Metasprache durch einen logischen Kalkül aufzuheben, für widersprüchlich hält:  
"Nun kann man auch die Metasprache kalkülisieren und damit auch für ihre Sätze einen Wahrheitsbegriff definieren. Dazu aber braucht man eine Meta-Metasprache. Soweit man dies auch treiben man, man gewinnt stets nur einen Wahrheitsbegriff für Kalküle, nie aber für die natürliche Sprache selbst; man kann aber die Kalküle nur erklären, indem man die natürliche Sprache benützt un dabei ständig voraussetzt, daß man in ihr wahre Sätze von falschen in irgendeinem, praktisch hinreichenden, Umfang unterscheiden kann. Dies ist der unvermeidliche Zirkel, von dem ich weiter oben gesprochen habe. Er ist, soviel ich sehe, charakteristisch für alles exakte Denken. (...) Was Sprache ist, ist damit nicht ausgesprochen, sondern von einer bestimmten Seite her als Frage aufgeworfen." (26)
Sprache als Information ist keine geschichts- bzw. geschicklose Größe:  
"Jede Sprache ist geschichtlich, auch dort, wo der Mensch die Historie im neuzeitlich-europäischen Sinne nicht kennt. Auch die Sprache als Information ist nicht die Sprache an sich, sondern geschichtlich nach dem Sinn und den Grenzen des jetztigen Zeitalters, das nichts Neues beginnt, sondern nur das Alte, schon Vorgezeichnete der Neuzeit in sein Äußerstes vollendet." (27)
Sprache als Information ist lediglich eine Weise, wie sich Sprache schickt. Sie ist ein Werk der Subjektivität, die mitteilt und sich mitteilt. Dieser Mitteilungscharakter gründet im genannten Geflecht. Im Hören auf die Sprache können wir uns als die Sprechenden und Mitteilenden, als die zum gemeinsamen, nicht zu beredenden Ursprung Gehörenden, erfahren.  

Stehen wir bei der Vorstellung von Sprache als Information vor der letzten Möglichkeit des Denkens? Erschöpft der technisch-wissenschaftliche Rationalisierungsprozeß von Sprache ihren Sinn? Geschieht dieser Prozeß nicht immer schon in der "Lichtung" der Sprache selbst, die sich, von der Information aus gesehen, als das "Verborgene" zeigt? Öffnet uns die dichterisch-denkerische Erfahrung der Sprache die Möglichkeit eines freien Verhältnisses zur Vorstellung von Sprache als Information? "Frei" bedeutet, etwas auf seine Möglichkeiten hin öffnet, es in seiner selbstverständlichen Vorherrschaft in Frage stellen. Heideggers Betrachtung der "Vollendung" der Sprache als Information weist auf das neu Beginnende, das sich nicht im Umkreis dieser "Vollendung" einfangen läßt, weil es zu einem "anderen Anfang" gehört. Jene Erfahrung und diese Vorstellung stehen in einer paradoxen Nähe und doch in einer unaufhebbaren Ferne. Es ist nicht zufällig, wenn Heidegger das Verhältnis zwischen Sprache und Information als eine besondere Art des Geflechtes der Sprache in ihrem Sprechen betrachtet.  

Gegenüber der Mehrdeutigkeit und "Unnützlichkeit" der vom Zu-künftigen bestimmten, also im Ungedachten wurzelnden Denken tritt die Information als das gleichförmige nutzbare Wissen auf. Nicht die Nützlichkeit, ja die Unumgänglichkeit der Information wird von Heidegger in Frage gestellt, sondern die Möglichkeit gesichtet, daß durch die Reduktion der Sprache auf Information das "Denken" "unter-geht" (28) 

"Soweit es sich mutmaßen läßt", bemerkt Heidegger, steht die Zeit "ungünstig" im Hinblick auf eine Wandlung unserer Beziehung zur Sprache (29). Er nennt zwei ungünstige Bedingungen: 1) Den Verfall und die Verarmung der gesprochenen Sprache (30) und 2) daß "die Möglichkeiten des Rechnens im Computer als Maßstab der Sprache" angesetzt werden können (31). Diese ungünstigen Bedingungen gründen darin, daß es "zwischen der Philosophie und jener Auslegung der Sprache keinerlei gemeinsamen Boden mehr für ein Gespräch" gibt (32) 

Diese Ansichten könnten, nach einem verbreiteten Vorurteil, als die eines dem Pessimismus verfallenen Denken ausgelegt werden. Zwei Dinge sprechen ausdrücklich dagegen: Einmal die Vorsicht, die im vorhergehenden Satz ausgesprochen ist ("soweit es sich mutmaßen läßt"), andererseits der folgende Hinweis von Curdt Ochwadt, dem Übersetzer der französischen Protokolle des von Heidegger in Le Thor (Provence) veranstalteten Seminars:  

"Der frühe Blick nach Frankreich und die in den Seminarprotokollen aufgezeichnete Arbeit mit französischen Philosophen, Dichtern und Wissenschaftlern begegnen einander auch darin, daß die Fragen nach der Technik, obgleich in den 'Seminaren' weiter ausgearbeitet und eindringender gestaltet, auf dem Wege bleiben, nicht als 'abgeschlossen' angesehen werden. Die Veranstaltung der Seminare selbst ist eine Weise solchen Unterwegsseins gewesen. Sie wurde von Heidegger ausdrücklich auf die Lage bezogen, in der sich denkende Besinnung angesichts desjenigen Wesens der Sprache befindet, das vom Vollzug des Handelns im Herrschaftsbereich der technischen Welt gefordert wird (Seiten 89-90)." (33)
Die Seiten 89-90 sind eben die, in denen die Mutmaßung bezüglich der ungünstigen Bedingungen für einen Wandel ausgesprochen ist. Der Verlust des gemeinsamen Bodens zwischen der Vorstellung von Sprache als Information und der dichterisch-denkerischen Erfahrung der Sprache würde stattfinden, wenn der Mensch "keine anderen Notwendigkeiten" mehr empfinden würde als die, "die die Erfordernisse seiner Selbstherstellung hervorrufen. Womit wir wieder auf die Frage nach der Sprache der Computer gekommen sind." (34)  
Heidegger vergleicht das Heraufkommen der Technik und somit auch der Informationstechnologie mit einem "photographischen Negativ" der dichterisch-denkerischen Erfahrung der Sprache (des "Ereignisses") (35). Die Informationstechnologie ist weder als negatives Geschehen noch als positive "Lösung"  des "Mitteilungsproblems" anzusehen, sondern als das, was sie ist: eine, nämlich die gegenwärtig herrschende Art, wie die Sprache sich uns entbirgt und dabei zugleich in ihrer Unerschöpflichkeit verbirgt.  

  

 
  
 

III. DER INFORMATIONSBEGRIFF IN DER BIOLOGIE


Wir sind bei unserem dritten und letzten Problemkreis angelangt, der die Frage nach der Anwendung des Informationsbegriffs in der Biologie betrifft. Diese Frage hängt mit dem Phänomen der Steuerung, wie es in der Kybernetik vorgestellt wird, zusammen.  

Die Kybernetik selbst, so Heidegger, ist vorbestimmt, also in gewisser Weise gesteuert von der Entstehung der neuzeitlichen Wissenschaft und Technik. Dieses Steuern ist ein gewaltloses. Ähnlich steht es bei der Genetik.  

Erst die Manipulation der Erbfaktoren bzw. die Erbinformation enthält Gewaltsamkeit, nicht aber enthält Gewaltsamkeit, nicht aber ihr natürliches Verhalten (36). Die informationstheoretische Interpretation des Biologischen ist also für Heidegger nicht notwendigerweise gekoppelt mit dem Versuch einer aktiven Steuerung dieses Prozesses.  

Die Zweideutigkeit von gewaltsamer und nicht gewaltsamer Steuerung liegt im Begriff der Information gegründet. Inwiefern? Eugen Fink, der ein Seminar über Heraklit zusammen mit Heidegger veranstaltete, bezieht sich auf die lateinische Herkunft des Informationsbegriffs (informare), auf Information also im Sinne von Prägung bzw. Formeinpressen. Diese Bedeutung unterscheidet sich von der des "nachrichtentechnischen" Informationsbegriffs, worunter Heidegger nicht die mathematisch- statistische Bestimmung versteht, sondern Information im anthropologischen Sinn von Übertragung von Bedeutungsgehalten. Wenn wir die Erbinformation anthropomorphisch denken ("wie wenn er (sc. der Mensch, RC) einen Befehl aus dem Genespeicher bekäme"), überschreiten wir das Feld der Biologie und stellen einen irrtümlichen Kausalzusammenhang zwischen Erbinformation und Freiheit dar (37).   

Wir müssen zu unterscheiden lernen zwischen dem Gebrauch des Informationsbegriffs in der Biologie in einem neutralen Sinne von Prägung und dessen anthropologischen Bedeutung von Übertragung von Nachrichten. Nicht der Begriff der Erbinformation im Sinne einer organologischen "Bestimmung der Form" (38) ist fraglich, sondern die bereichsüberschreitende Vorstellung einer genetischen Bestimmung der menschlichen Freiheit.  

Der Hinweis auf die lateinische Herkunft des Informationsbegriffs, der diesen Unterschied wachhält und verdeutlicht, ist also keine etymologische Spielerei, sondern zeigt, daß Heidegger verschiedene Konnotationen aus diesem Wort hört und bemüht ist, Klarheit bei der Anwendung dieses Begriffs zu gewinnen.  

Wenn die kybernetische Biologie den genetischen Informationsprozeß anthropomorphisiert und die menschlichen Verhaltensweisen formalisiert, ist sie sich oft über das, was sie macht, nicht im klaren. Die Vorstellung eines genetischen Informationscodes darf nicht mit der Vorstellung der menschlichen Sprache als Information verwechselt werden. Sprache und Information dürfen nicht im biologischen Bereich die Bestimmungen, die diese Begriffe im anthropologischen Bereich beinhalten, unmerklich mitübernehmen und somit zu disparaten Analogien führen.  

Genau in diesem Punkt gründet die Kritik Medard Boss' am bisherigen Grundriß der Medizin und der Psychologie (39). Aufgrund der Tatsache, daß Boss' Ausführungen zum Teil aus einem unmittelbaren Kontakt mit Heideggers Denken entstanden sind (40), dürfen wir sie nicht nur als Einfluß des Heideggerschen Denkens über Sprache und Information auf die Wissenschaften, sondern auch als den Dialog dieses Denkers mit diesen Wissenschaften und Wissenschaftlern betrachten. Hier zeigt sich die heute bezeichnenderweise kaum beachtete Tragweite dieses Denkens für die Wissenschaften.  

Bei den modernen naturwissenschaftlichen Erklärungen des "Psychischen" und des "Somatischen", so Boss, spielten die kybernetische Vorstellung und der in ihr herrschende, offenbar unkritische Informationsbegriff eine grundlegende Rolle. So soll z.B. das Nervensystem die ihm zufließenden Informationen im Spiegel der Subjektivität reflektieren und deuten können. Manche Wissenschaftler sprechen von einem "isomorphen Phantom der wirklichen Welt" im Nervensystem (41) 

Die Hoffnung aber, durch naturwissenschaftliche Versuche das "Psychische" auf das "Somatische" zu reduzieren, ist einer grundsätzlichen Aussichtslosigkeit ausgesetzt. Wie soll dieses "Psychische" beschaffen sein, fragt Boss,   

"damit sich dank ihm das chemo-physikalisch bestimmbare materielle Nervensystem einen reflektierenden Spiegel vorhalten und das darin Gespiegelte in seiner Bedeutsamkeit als das Begegnende wahrnehmen, das heißt, als das, was es ist, verstehen kann"? (42)
Das zugrunde liegende kybernetische Modell dieser und anderer biologischer Theorien könnte man, so Boss unter Hinweis auf die selbstkritischen Bemerkungen des Sinnesphysiologen H. Hensel, mit dem Namen "Informatismus" bezeichnen (43). Wo liegt der ursprüngliche Fehler dieser Theorien? Boss weist auf die Übernahme des ursprünglich im soziologischen bzw. anthropologischen Bereich angesiedelten Informationsbegriffs seitens der sogenannten Informationstheorie hin:  
"Das, was ursprünglich sprachliche Mitteilung von Bedeutsamkeiten ist, wird bei der Anwendung der heutigen Informationstheorie in der Biologie und Physiologie aber unversehens und unbedenklich mit etwas völlig anderem gleichgesetzt. 'Information' heißt jetzt plötzlich eine bestimmte Art von Anordnung chemisch-physikalischer Gehirnvorgänge und Strukturierungen, die jeweils gleichzeitig mit Wahrnehmungen und Mitteilungen einhergehen und an der Gehirnmaterie gemessen und berechnet werden können." (44)
Boss betont mit Recht, daß bei dieser Übernahme der anthropologische Gehalt des Informationsbegriffs sich einschleicht, was zu einer illegitimen Identifizierung zweier Sachverhalte (Chemie und Sprache), ja zu einer Anthropomorphisierung des biologischen Informationsbegriffs führt:  
"Ein solches Übersehenkönnen der abgrundtiefen Wesensverschiedenheiten der beiden gewaltsam identifizierten Sachen Chemie und Sprache ist nur möglich, wenn man sich an den neuen, aber hinsichtlich seines Anwendungsbereiches unbestimmten Begriff der 'Information' festklammert, daß jedes andere Sehen verstellt ist. Die Unbestimmtheit der heutigen exakt-wissenschaftlichen Vorstellung einer 'Information' verstärkt die Tendenz, diese als Basis für die Idee von Wechselwirkungen zwischen Ordnungsgefügen ganz beliebiger Sachen anzusetzen." (45)
Die Unbestimmtheit des mathematisch-statistischen Informationsbegriffs erweist sich somit als irreführend. Y. Bar-Hillel nannte dieses Phänomen eine "semantische Falle" (46) 

Boss spricht von der "ursprünglichen" Bedeutung des Informationsbegriffs und meint damit die gegenwärtige alltagssprachliche Bedeutung von Wissensmitteilung bzw. von "Übermittlung von Bedeutungsgehalten". Ursprünglich aber, d.h.  etymologisch und ideengeschichtlich gesehen, gehört der Informationsbegriff in seinem griechischen Ursprung (typos, morphe, eidos/idea), in seiner lateinischen Herkunft (informatio/informo) und in seiner neuzeitlichen Bedeutungsentwicklung sowohl dem erkenntnistheoretisch-pädagogischen als auch dem ontologisch-organologischen Bereich zu (47). Es ist also keineswegs eine Abweichung von der "ursprünglichen" Bedeutung, wenn dieser Begriff z.B. in Zusammenhang mit dem genetischen Prozeß oder mit dem Wahrnehmungsprozeß gebracht wird.  

Was allerdings unhaltbar ist, und hierauf beruht ja die eigentliche Kritik Boss', ist der Gebrauch eines unbestimmten Informationsbegriffs in verschiedenen Anwendungsbereichen, ohne dabei zu merken, daß trotz einer präzisen mathematisch-statistischen Definition die "gewöhnliche" anthropologische Bedeutung mitgedacht wird.  

Es sollte m.E. keine Analogisierung oder gar Gleichsetzung von aufeinander nicht reduzierbaren Bereichen stattfinden, sondern im Gegenteil, durch eine differenzierte Bestimmung des Informationsbegriffs im jeweiligen Bereich sollten erst die unaufhebbaren Grenzen zwischen dem, was z.B. Erbinformation heißt und dem, was "mitmenschliche Übermittlung von Bedeutungsgehalten" meint, gezogen werden. Nicht der Gebrauch des Informationsbegriffs selbst in verschiedenen Anwendungsbereichen muß in Frage gestellt werden, sondern seine Unbestimmtheit, die in Wahrheit eine Nivellierung des reichhaltigen Inhalts dieses Begriffs, spürbar in seiner Bedeutungsentwicklung, mit sich bringt. 

Diese Unbestimmtheit führt zu keiner nüchternen und skeptischen Haltung gegenüber Ideologien, sondern ist selber schon eine gefährliche Ideologie (48). 

  
 

 
    

ANMERKUNGEN

1. Vgl. v.Vf. Information. Ein Beitrag zur etymologischen und ideengeschichtlichen Begründung des Informationsbegriffs. München 1978.   

2. Vgl. A. Diemer: Information Science - A New Science. In: International Federation for Documentation, Hrsg.: Study Committee "Research on the Theoretical Basis of Information", Collection of Papers, 24-26 April 1974, Moscow, FID 530, S. 192-203  

3. M. Heidegger: Nietzsche. Pfullingen 1961, Bd. I, 267 f. Bezüglich des Charakters von Heideggers philosophischen "Mitteilungen" vgl. den Hinweis in den hinterlassenen Aufzeichnungen für das Vorwort von Heideggers Gesamtausgabe, M. Heidegger, Gesamtausgabe. Frankfurt a. M. 1978, Bd. I, S. 438.  

4. N. Wiener: Cybernetics. New York 1961, 2nd. Ed. S. 258.  

5. Im bisher veröffentlichten Werk Heideggers finden wir den ersten Hinweis im Jahre 1953 in dem Vortrag: Die Frage nach der Technik. In: Vorträge und Aufsätze. Pfullingen 1963, 3. Aufl., Teil I, S. 22. Die Einführung des Informationsbegriffs in den Wissenschaften findet Anfang der fünfziger Jahre statt.  

6. Dieser Vortrag wurde gehalten am 18. November 1953 in der Reihe "Die Künste im technischen Zeitalter", veranstaltet von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

7. M. Heidegger: Die Frage nach der Technik. S. 5: "Frei ist die Beziehung, wenn sie unser Dasein dem Wesen der Technik öffnet. Entsprechen wir diesem, dann vermögen wir es, das Technische in seiner Begrenzung zu erfahren."  

8. Ebd. S. 12.  

9. Ebd. S. 22.  

10. W. Heisenberg: Das Naturbild der heutigen Physik. In: Bayerische Akademie der Schönen Künste Hrsg.: Die Künste im technischen Zeitalter. München 1954, S. 62.  

11. M. Heidegger: Der Satz vom Grund. Pfullingen 1971, 4. Aufl., S. 203: "In der Gestalt der Information durchwaltet das gewaltige Prinzip des zuzustellenden Grundes alles Vorstellen und bestimmt so die gegenwärtige Weltepoche als eine solche, für die alles auf die Zustellung der Atomenergie ankommt."  

12. M. Heidegger: Die Frage nach der Technik, S. 23  

13. M. Heidegger: Der Satz vom Grund, S. 58  

14. Ebd. S. 202 f.  

15. Ebd.  

16. Ebd.: "Indem jedoch die Information in-formiert, d.h. benachrichtigt, formiert sie zugleich, d.h. sie richtet ein und aus. Die Information ist als Benachrichtigung auch schon die Einrichtung, die den Menschen, alle Gegenstände und Bestände in eine Form stellt, die zureicht, um die Herrschaft des Menschen über das Ganze der Erde und sogar über das außerhalb dieses Planeten sicherzustellen."  

17. M. Heidegger: Die onto-theo-logische Verfassung der Metaphysik. In: Identität und Differenz. Pfullingen 1976, 5. Aufl. S. 42: "Was jetzt ist, wird durch die Herrschaft des Wesens der modernen Technik geprägt, welche Herrschaft sich bereits auf allen Gebieten des Lebens durch vielfältig benennbare Züge wie Funktionalisierung, Perfektion, Automatisation, Bürokratisierung, Information darstellt." Vgl. ebd., Der Satz der Identität, S. 24.   

18. M. Heidegger: Hebel - der Hausfreund. Pfullingen 1957, S. 33  

19. Ebd. S. 35: "Wir meinen nämlich, auch die Sprache sei nur, wie alles Tägliche sonst, womit wir umgehen, ein Instrument, und zwar das Instrument der Verständigung und der Information."  

20. M. Heidegger: Das Wesen der Sprache. In: Unterwegs zur Sprache. Pfullingen 1975, 5. Aufl., S. 161.   

21. C.F. v. Weizsäcker: Sprache als Information. In: Die Einheit der Natur. München 1974, S. 53.  

22. M. Heidegger: Der Weg zur Sprache. In: Unterwegs zur Sprache. Pfullingen 1975, 5. Aufl., S. 243.  

23. Ebd. S. 257.  

24. Ebd. S. 263.  

25. Ebd. S. 263 f.: "Auch dort, wo die Informationstheorie zugestehen muß, daß die formalisierte Sprache immer wieder auf die 'natürliche Sprache' zurückverwiesen werde, (...) bezeichnet dieser Umstand für die gängige Selbstauslegung der Informationstheorie nur ein vorläufiges Stadium. (...) Die Formalisierung, die rechnerische Bestellbarkeit des Sagens, ist das Ziel und die Maßgabe. (...) Wie aber, wenn die 'natürliche Sprache', die für die Informationstheorie nur ein störender Restbestand bleibt, ihre Natur, d.h. das Wesende des Sprachwesens aus der Sage schöpfte? Wie, wenn die Sage statt das Zerstörende der Information nur zu stören, diese schon überholt hätte aus dem Unbestellbaren des Ereignisses?"  

26. C.F. v. Weizsäcker: Sprache als Information, S. 59 f.  

27. M. Heidegger: Der Weg zur Sprache, S. 264 f. Vgl. M. Heidegger: Das Ende der Philosophie und die Aufgabe des Denkens. In: Zur Sache des Denkens. Tübingen 1976, 2. Aufl. S. 61 f.  

28. M. Heidegger: Wegmarken. Frankfurt a. M. 1967, S. VII f.: "Es kann auch sein, daß Geschichte und Überlieferung auf die gleichförmige Speicherung von Informationen eingeebnet und als diese für die unumgängliche Planung nutzbar gemacht werden, die eine gesteuerte Menschheit benötigt. (...) Ob dann auch das Denken im Informationsgetriebe verendet oder ob ihm ein Unter-Gang in den Schutz durch seine ihm selbst verborgene Herkunft bestimmt ist, bleibt die Frage. Sie verweist jetzt das Denken in die Gegend diesseits von Pessimismus und Optimismus."  

29. M. Heidegger: Vier Seminare. Frankfurt a. M. 1977, S. 89.  

30. Vgl. C.F. v. Weizsäcker: Sprache als Information, S. 45: "Die Einseitigkeit dieses Stils (sc. des Telegrammstils, RC) spürt jeder von uns; sie wird oft so gefährlich empfunden, daß manche ihn geradezu mit Sprachzerstörung gleichsetzen. Aber inwiefern zerstört er die Sprache? Es ist doch nicht der zu gedrängte Inhalt, sondern die Inhaltslosigkeit, die wir vielfach der Sprache unseres Zeitalters vorwerfen; es ist nicht die zu knappe Form, sondern die Formlosigkeit oder ein Wuchern von leeren Formen. Ist die knappe Sprache der Wissenschaft und des Tatsachenberichts nicht das eindrucksvollste Sprachphänomen unserer Zeit? Aber vielleicht bringt eben das Absolutsetzen eines einseitigen Aspekts das in der Sprache, was nicht Information ist, zum Welken."  

31. M. Heidegger: Vier Seminare, S. 89  

32. Ebd.  

33. Ebd. S. 140.  

34. Ebd. S. 97.  

35. Ebd. S. 104: "Darum steht es auch überhaupt nicht in Frage, das Heraufkommen der Technik als negatives Geschehen anzusehen (aber ebensowenig als positives Geschehen im Sinne eines Paradieses auf Erden). Das Ge-Stell ist gleichsam das photographische Negativ des Ereignisses."   

36. M. Heidegger u. E. Fink: Heraklit. Frankfurt a. M. 1970, S. 25: "Die Genetiker sprechen angesichts der Gene von einem Alphabet, von einem Informationsarchiv, das in sich eine bestimmte Menge von Informationen speichert."  

37. Ebd. S. 26 f.: "Fink: Unter Information versteht man einmal das informare, die Prägung, das Formeinpressen und zum anderen die Nachrichtentechnik. Heidegger: Wenn die Gene das menschliche Verhalten bestimmen, entfalten sie dann die in ihnen liegenden Nachrichten? Fink: Gewissermaßen. Bei den Nachrichten handelt es sich hier nicht um die, die der Mensch aufnimmt. Gemeint ist, daß er sich so verhält, wie wenn er einen Befehl aus dem Genespeicher bekäme. Von hier aus gesehen wird die Freiheit zur geplanten Freiheit. Heidegger: Information besagt also einmal das Prägen und zum anderen das Nachricht-Geben, auf das der Benachrichtete reagiert."  

38. Vgl. meine unter Anm. 1 zitierte Arbeit.  

39. M. Boss: Grundriß der Medizin und der Psychologie. Ansätze zu einer phänomenologischen Physiologie, Psychologie, Pathologie, Therapie und zu einer daseinsgemäßen Präventiv-Medizin in der modernen Industrie-Gesellschaft. Bern 1975, 2. Aufl.  Vgl. M. Boss: Von der Psychoanalyse zur Daseinsanalyse. Wien 1979.  

40. M. Boss: Grundriß, S. 9: "Hier finden die ungezählten Gespräche ihren Niederschlag, die dem Verfasser eine weit über zwanzigjährige Freundschaft mit diesem Denker schenkten. Außerdem hält Martin Heidegger schon seit anderthalb Jahrzehnten zwei bis drei Seminarien pro Semester im Kreise der ärztlichen Schüler des Autors ab. Die Diskussionen, die sich im Rahmen dieser 'Zollikoner Seminare' ergaben, bestimmten die nachfolgenden Darstellungen ebenfalls entscheidend mit. Vor allem jedoch wurde das vorliegende Buch selbst seine ganze Werdezeit über von der unermüdlichen Aufmerksamkeit Martin Heideggers begleitet. Keinem Abschnitt, der eine 'philosophische' Aussage enthält, versagte er seine wiederholte Kritik." Vgl. M. Boss: Zollikoner Seminare. In: Erinnerungen an Martin Heidegger. hg. von G. Neske. Pfullingen 1977, S. 31-45.  

41. Boss bezieht sich u.a. auf P. D. McLean, V.S. Mountcastle, K. Steinbuch, H. Rohracher. Vgl. die von J. Eccles (der sich hier weitgehend auf K.R. Popper stützte) auf dem 16. Weltkongress für Philosophie (am 29. August 1978) vorgetragenen Gedanken.  

42. M. Boss: Grundriß, S. 52.  

43. Ebd. S. 56.  

44. Ebd.  

45. Ebd. S. 57: Als "eindrucksvolles Zeugnis" für die dabei herrschende Blindheit führt Boss das Werk von K. Steinbuch "Automat und Mensch" an. Vgl. als Gegenbeispiel: Hans Sachsse: Einführung in die Kybernetik. Braunschweig 1971, S. 5 f.  

46. Y. Bar-Hillel: An Examination of Information Theory. In ders.: Language and Information. London 1973, 3. Aufl. S. 296.  

47. Vgl. meine unter Anm. 1 zitierte Arbeit.  

48. Vgl. M. Boss: Grundriß, S. 58: "Vermutlich ist sie sogar eine Ideologie, die mit der von Steinbuch perhorreszierten Ideologie des deutschen Volkes innerlich allzu nahe verwandt ist und bei ihrer Verabsolutierung vielleicht in noch höherem Maße als diese nicht nur ein Volk, sondern die ganze Menschheit in ihrem Bestande bedroht."  

Letzte Änderung: 25. Februar  2019
    
 
 


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