Im
Folgenden sollen einige Anhaltspunkte für die Durchführung
einer,
wie wir sie nennen könnten, vergleichenden Websiteforschung,
angedeutet
werden. Dieses Forschungsgebiet ist neu und dementsprechend sind diese
Gedanken und die von hier aus unternommenen Analysen seitens der
Studierenden als erste Fort-Schritte zu verstehen.
Die
konkreten Maßstäbe zur interkulturellen Websitenalyse
sollten
nicht nur auf einer allgemeinen und formalen Ebene verbleiben, etwa im
Sinne einer Feststellung über mehrsprachige Websites, oder,
allgemeiner,
auf die Frage der Mehrsprachigkeit in Internet beschränkt werden,
sondern es geht darum, den Einfluß kultureller Werte, Normen,
Ausdrucksformen,
Bilder, Farben, Strukturierung von Information, Inhalte,
Zugänglichkeit
usw. zu analysieren und zwar sowohl bei gemeinnützigen oder
non-for-profit
Organisationen als auch bei multinational oder global agierenden
kleinen,
mittleren und großen Unternehmen.
Das
bedeutet, daß bei der Wahl eines konkreten Untersuchungsobjekts
die
anvisierte Kultur mitreflektiert werden muß. Diese liefert
sozusagen
die inhaltlichen Maßstäbe an denen sich dann die
Website-Analyse
orientieren soll.
Kultur
ist auch ein Mittel der Politik. Internationale, multinationale,
nationale
und regionale Institutionen präsentieren sich im Netz entsprechend
ihren kulturellen Unterschieden. Wie sehen diese konkret aus?
Wie
äußert sich Kultur? Primär in der Sprache, das
heißt
in bezug auf das Internet in Schrift und Bild. Dies impliziert aber
auch
u.U. jahrhundertealte Traditionen von Bildern und Assoziationen,
die von Kultur zu Kultur unterschiedlich sind. Das Bild einer Krone in
England hat zum Beispiel eine andere semantische Resonanz als etwa in
den
USA.
Auch
die Regeln des Ansprechens und Werbens sind kulturell unterschiedlich.
Es gibt Farben und Farbkompositionen sowie icons, die je nach
Kultur
und Region anders wahrgenommen werden. Semantische (konnotative und
dennotative)
und pragmatische Dimensionen von Sprache (Schrift und Bild) sind von
entscheidender
kultureller Bedeutung: Welche Aussagen werden in welcher Form und mit
welchen
Mitteln dargestellt?
Kulturen
halten sich nicht an nationalen Grenzen, auch wenn sie vor allem im 19.
und im 20. Jahrhundert zur Stiftung nationaler Identität
ge(miß-)braucht
wurden. Auch ihre zeitliche Dimension ist sehr unterschiedlich und sie
umfassen religiöse, philosophische, wissenschaftliche,
ökonomische
und politische Dimensionen. Wenn wir also zum Beispiel Websites
aus
islamischen Ländern analysieren, tun wir gut daran, uns
zunächst
mit der islamischen Kultur auseinanderzusetzen, um festzustellen,
inwiefern
diese sowohl seitens islamischer Institutionen als auch zum Beispiel
seitens
eines Unternehmens, der seine Produkte in islamischen Ländern
absetzen
will, berücksichtigt werden.
Interkulturelle
Websiteforschung hat, wenn sie Websites-Objekte aus der Wirtschaft
analysiert,
nicht allein mit Werbestrategie in Zeiten des E-Commerce zu tun,
sondern
sie betrifft die gesamte Unternehmenskultur in einer globalisierten
Wirtschaft.
Methodik
Wie gehen
wir vor? Sie suchen sich ein Untersuchungsobjekt Ihrer Wahl aus. Das
betrifft
die Wahl einer (oder mehrerer) Kulturen - denn die Analyse kann sowohl
inner- als auch trans- und interkulturelle Eigenschaften betreffen -
und
die Art der zu analysierenden Institutionen/Unternehmen und ihrer
Darstellung im Netz. Die Wahlmöglichkeiten sind hierzu beinah
unbegrenzt.
Wir besprechen diese Wahl in den zwei ersten Veranstaltungen. Die
getroffene
Wahl kann sich im Laufe des Semesters ändern (erweitern,
einengen).
Sie
entwickeln eine je spezifische kulturelle Matrix, die als Maßstab
für die Beurteilung der Websites dienen soll. Diese kann z.B.
Angaben
enthalten über: Sprache, Bilder, Farben, Art der Aussagen, Form
der
Vermittlung, Zugänglichkeit der Inhalte, Transparenz für
'fremde'
Kulturen usw. Wichtig sind aber hier die spezifischen Kriterien der
jeweiligen
Kultur.
Sie
stellen die Ergebnisse Ihrer Analysen in der eigenen Website dar und
teilen
dem Dozenten im Seminar und per Mail ihre Fortschritte, Fragen
usw.
mit. Sie legen auch einen Termin fest, an dem Sie Ihre Ergebnisse
der Gruppe mitteilen. Die in Fragen kommenden Termine sind: 19.1.,
26.1,
2.2.
Wenn
genug Zeit übrig bleibt, können Sie parallel zur
interkulturellen
Websiteforschung eine eigene experimentelle Website unter
Berücksichtigung
der intekulturellen Dimension entwerfen.
Bei
der Wahl einer Kultur sollte der eigene Zugang zur jeweiligen Sprache
berücksichtigt
werden. Es ist aber auch möglich, gerade die Sprache als Barriere
für eine Website-Analyse in Kauf zu nehmen.
Gruppenarbeit
ist möglich.